- Wie schlimm sind Tippfehler in einem Text?
- Wie unverzeihlich sind Satzzeichenfehler in einem Buch?
- Ist korrekte Rechtschreibung eine Frage des Respekts?
- Wer bestimmt denn, was richtig geschrieben ist und was nicht?
- Muss ein Korrektorat immer fehlerfrei sein?
Ha, „eigentlich“ könnte ich jetzt zu einem beliebigen Thema schreiben und du hättest – zumindest anders-als-bewusst – schon eine gute Vorstellung von meiner Haltung zur Rechtschreibung.
Da meine Gedanken aber schon lange um die Rechtschreibung in Zusammenhang mit der Qualität von Texten und Beziehungen kreisen, bleibe ich direkt am Thema Orthografie und ziehe keine Schleifen, sondern springe der Bestie fehlerfreies Schreiben direkt an den Hals.
Ich könnte damit einsteigen, dass ich dir erzähle, dass mich eine korrekte Rechtschreibung nie interessiert hat. Schon fast alle meine Schulaufsätze hatten neben meinem regen Widerspruchsgeist eines gemeinsam: Die eine Lehrerin oder der andere Lehrer fühlten sich gemüßigt meine Texte zu beurteilen, und sie schrieben immer das Gleiche: Toller Inhalt, aber so viele Fehler …
Durch kam ich immer (meine Sommer waren mir heilig), und den Anspruch ein Vorzugsschüler zu sein, hatte ich nie. Also lebte ich gut damit.
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Rechtschreibung und professionelles Schreiben
Mittlerweile schreibe ich ja professionell und unterstütze und leite auch Andere beim Schreiben an, da musste ich natürlich mein Verhältnis zur Rechtschreibung ändern.
Oder doch nicht?
Ich sag dir gleich, zu welchem Schluss ich komme, und dann können wir ganz entspannt – oder vielleicht auch nicht – darüber diskutieren, warum es so ist, wie es ist.
Erstens: Rechtschreibung ist eine Konvention, die immer der Entwicklung der gesprochenen Sprache folgt – und nicht umgekehrt, wie manche Konservative (= lassen wir alles beim Alten oder zumindest das, was mir persönlich wichtig ist und an das ich mich gewöhnt habe) glauben und immer wieder sermonartig wiederholen. Manche tun das mit Humor, andere mit viel Biss – aufhalten können sie die Weiterentwicklung der Sprache nicht. Nicht einmal mit der deutschen Sprache schaffen sie das, trotz oder – bei genauer Betrachtung – wegen ihrer Bibel, dem „Duden“.
Der Duden ist nämlich nicht so unflexibel wie viele der Korinthenkacker, die sogar so weit gehen, sich mit Inhalten, die ihren Rechtschreibkriterien nicht entsprechen, überhaupt auseinanderzusetzen …
Kann gut sein, dass diese Menschen auch in diesem Text gar nicht bis hierher gekommen sind, weil ich sicher schon weiter oben den einen oder anderen Tippfehler gemacht habe. Und diesen Text lasse ich sicher nicht von meiner guten Korrekturfee vor der Veröffentlichung korrigieren. Schon aus Prinzip. Weil ich kann …
Bist du also grundsätzlich gegen Korrekturlesen, Tom? Könntest du mich jetzt fragen.
Nein, ist meine Antwort. Ich finde es gut. Ich habe mich mittlerweile sogar daran gewöhnt, meine Texte selbst zu lesen, bevor ich sie veröffentliche oder verschicke. Ich finde, das macht sie besser.
Hey, warum erzählst du dann immer all deinen Autorinnen und Autoren, dass es so wichtig ist, dem eigenen Buch eine Korrektur zu gönnen?
Hm, einerseits bin ich überzeugt, dass die meisten Texte an Qualität gewinnen, wenn du dir die Chance gibst sie zu überarbeiten. (Du weißt: Das ist ein getrennter, eigenständiger Schritt, der mit dem Schreiben nur sehr entfernt verwandt ist und nie mit ihm gleichzeitig stattfindet – außer du willst das Aufschieben üben.) Andererseits gibt es eben Menschen da draußen, denen ist die Form beim Schreiben extrem wichtig. Mit extrem meine ich jetzt nicht die wahren Korinthenkacker, die sich daran erfreuen andere bzw. ihre Texte zu bewerten und zerreißen. Ich denke an die Menschen, die guten Herzens sind, aber trotzdem Schmerzen erleben, wenn sie einen Fehler finden – und sie finden ihn!
Warum sollten wir diese Menschen vom Genuss unserer Texte ausschließen, wenn ein einziger zusätzlicher Arbeitsschritt ihnen das Lesen so viel leichter und schöner macht? Easy!
Das ist für mich keine Frage des Respekts, das ist eine Einsicht in menschliches Verhalten. Ich beschäftige mich ja gerne und viel mit den Metaprogrammen – hier spreche ich im Buch-Podcast darüber https://mission-bestseller.com/wie-menschen-ticken-metaprogramme-im-nlp-folge-113, hier kommst du direkt zu meinem Metaprogramme-Buch. http://amzn.to/2oVjE4q
Rechtschreibung und Metaprogramme
Metaprogramme sind Filter für die Wahrnehmung der Eindrücke aus der Wirklichkeit und entscheidende Faktoren für die Entscheidungs- und Motivationsstrategien jedes Menschen.
Sie treten immer in widersprüchlichen Paaren auf, die sich ausschließen und gegenseitig bedingen, wie Widersprüche das so an sich haben. Alles gut, und es kann einen großen Unterschied in der Wahrnehmung und der ihr folgenden Gedanken und Gefühlen machen.
Die drei Widerspruchspaare, die im Zusammenhang mit der Wertigkeit der korrekten Rechtschreibung die größte Bedeutung haben, sind Global – Detail, Weg von – Hin zu und People – Task.
Genau betrachtet ist es oft die entsprechende Kombination dieser Metaprogramme, die viel entscheidender für das jeweilige Verhältnis zur Rechtschreibung sind, als etwa politische Überzeugungen oder Ausbildung.
Jemand, der – wie ich – stark global und hin zu motiviert ist (people und task, also Beziehungs- oder Ergebnisorientierung, hält sich bei mir die Waage), achtet nicht „von selbst“ auf so Kleinigkeiten, wie einen Beistrich. Ich bin ganz mit der Message befasst, die ich transportieren will. Das große Ganze bewegt mich. Auf Kleinigkeiten wie den einen oder anderen Tippfehler zu finden, da muss ich ganz bewusst drauf achten und selbst dann entgehen sie mir oft. Sie sind mir persönlich schlicht nicht wichtig. Ich mache das vor allem für die anderen.
Ich achte auch nicht sonderlich darauf Fehler zu vermeiden – das gilt für alle Bereiche des Lebens. Ich fokussiere mich auf das, was ich erreichen will.
Andere Menschen ticken anders, und ich finde das vollkommen in Ordnung, solange wir auf unsere Unterschiede mit Humor reagieren. Denn das, was uns als Menschen verbindet und eint ist um so viel größer, als irgendwelche Unterschiede je sein könnten. Unsere Vielfalt, auch die Vielfalt unserer Texte – nicht nur vom Inhalt, sondern auch von der Form her – ist schön und wird nie verschwinden, weil die Unterschiede so wie die Gemeinsamkeiten stets aufs Neue geboren werden, leben und sterben – so dynamisch wie der ganze Prozess, den wir Leben nennen.
Eine Anekdote aus meinem Autorenleben
Noch eine Anekdote am Rande aus meinem Autorenleben für dich. Du kennst jetzt mein grundsätzliches Verhältnis zum Thema Rechtschreibung – und ja, das hat auch mit meinem allgemeinen Verhältnis zu Regeln zu tun. Ich sehe sie als Richtlinien an, die ich – wie auch alle anderen – interpretiere, die immer wieder gebrochen werden müssen, um herauszufinden, ob sie noch passen oder an die Entwicklung, den Fortschritt angepasst werden müssen.
Ein tolles Beispiel dafür sind die Begriffe aus dem Online-Marketing und digitalem Publishing. Nach dem Duden müssen wir ja – noch – immer diesen lästigen Bindestrich machen. Onlinemarketing und auch eBook sind nach der Ansicht der Rechtschreibbibel falsch. Wie lange noch? Sicher nicht mehr als ein paar Jahre, denn die offizielle Rechtschreibung entwickelt sich zwar viel langsamer als die Gebrauchssprache oder gar die gesprochene, aber viel schneller als ihre selbernannten Verteidiger und Verteidigerinnen, die Korinthenkacker. (So lustig dieser Begriff und viel netter als das englische Grammar Nazis …)
Aber warte, ich wollte dir ja eine Anekdote erzählen und bin schon wieder ins Philosophieren gekommen.
Pass auf: Da ich ja schon lange weiß, dass ich im Fehlerfinden viel Potenzial nach oben habe, hole ich mir in diesem Bereich professionelle Unterstützung und gönne meinen Texten ein Korrektorat. (Ich mache das übrigens bei Büchern immer VOR der Veröffentlichung – bei Blogartikeln veröffentliche ich immer ein paar und lass sie dann – NACH – der Veröffentlichung korrigieren, so alle drei Monate in etwa. Es gibt ja immer mehr als EINE Lösung.)
Und was erwarte ich als passionierter Rechtschreibungsmuffel? Absolute! Fehlerfreiheit. Hahaha, als mir das zum ersten Mal auffiel, bin ich am Boden gelegen vor Lachen. So lustig. Die Erkenntnis: So wie es die absolute Wahrheit gibt, wir uns ihr aber immer nur Stück für Stück annähern, indem wir eine relative Wahrheit nach der anderen erkennen, ist es auch mit dem Korrektorat. Es ist ein Prozess, und wir nähern uns der Fehlerfreiheit an. Der eine oder andere Fehler kann trotz größter Sorgfalt noch drin sein. Und wenn den jemand findet, bedanke ich mich und bessere ihn aus.
Nicht wir dienen den Regeln, die Regeln dienen uns!!!
Dazwischen schreibe ich schon fleißig an neuen Texten und produziere neue Fehler. So hast nicht nur du immer was Neues zu lesen und meine Korrekturfee Arbeit, auch für die Korinthenkacker lassen wir was übrig, die sollen auch ihren Spaß haben.
Hugh! Ich habe gesprochen bzw. geschrieben!
Wie siehst du das? Wie stehst du zur Rechtschreibung, den Regeln dieser Welt und was machst du draus? Ich freue mich auf deine Kommentare!
Ran an die Tasten und frohes Schreiben!
Tom, dein Buchmentor
PS: Falls du im Artikel einen Fehler finden solltest, lass es mich gerne wissen. Ich sammle und arbeite sie ein. Bis zum „richtigen“ Korrektorat dauert es ja noch.